Vijay Prashad
Kennen Sie das Iran Mission Center der CIA?
2017 hat der amerikanische Geheimdienst CIA eine Sondereinheit ins Leben gerufen – das Iran Mission Center, in dem die Pläne der USA für den Iran zusammenlaufen sollten. Der Anstoß zu dieser Initiative kam vom CIA-Direktor John Brennan, der aus dem Amt schied, als die Regierung Trump das Weiße Haus übernahm. Brennan war der Meinung, die CIA müsse die Aufmerksamkeit auf die Regionen bündeln, die von den USA als problematisch erachtet werden, also beispielsweise Nordkorea und der Iran. Die Idee dazu ist also älter als die Regierung Trump.
Brennans Nachfolger Mike Pompeo (der auch nur etwas über ein Jahr im Amt bleiben sollte, bevor er zum Außenminister gemacht wurde) führte diese Politik fort. Die Iran-Aktivitäten der CIA liefen bis dahin über das »Persia House« in der Iran Operations Division. Diese Abteilung war mit Iran-Spezialisten besetzt, die Informationen über die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Iran und in der iranischen Diaspora zusammentrugen.
Wie mir ein Vertreter erklärte, stießen sich die Falken in Washington daran, dass im Persia House Iran-Experten saßen, die ihr Hauptaugenmerk nicht auf einen Regierungswechsel im Iran legten. Einige von ihnen befassten sich inzwischen schon so lange mit dem Land, dass sie ihm gewisse Sympathien entgegenbrachten. Trumps Leute wollten eine Gruppe, die deutlich fokussierter und kritischer arbeitete und die nachrichtendienstliche Erkenntnisse beschaffte, wie sie John Bolton, Trumps Berater für nationale Sicherheit, hören wollte.
Für die Leitung des Iran Mission Center bestimmte die CIA Michael D’Andrea, der bei den Verhörprogrammen nach 9/11 eine zentrale Rolle spielte und das Antiterrorzentrum des Geheimdienstes geführt hatte. Er arbeitete vor allem mit Tötungen und Folterungen.
Es war D’Andrea, der das CIA-Programm der Drohnenangriffe ausweitete, vor allem die »signature strikes«, Angriffe auf Personen, die sich einzig eines verdächtigen Verhaltens schuldig gemacht haben. Die CIA erhielt die Erlaubnis, alle Personen zu töten, die ein bestimmtes Profil erfüllten – beispielsweise Männer in einem bestimmten Alter, die ein Telefon besaßen, mit dem jemand angerufen worden war, der auf einer Liste stand. Die dunklen Künste der CIA sind genau das Ding von D’Andrea.
Sehr gut zu D’Andreas Aufgabe am Iran Mission Center passt, dass er den Golf-Arabern nahesteht, wie mir ein ehemaliger CIA-Analyst erklärte. Die Golf-Araber fordern vehement ein Durchgreifen gegen den Iran und D’Andrea und Teile seiner Truppe teilen diese Einschätzung. Wegen seiner harten Haltung gegenüber dem Iran wird D’Andrea ironischerweise auch als »Ayatollah Mike« bezeichnet.
D’Andrea und Leute wie Bolton sind Teil einer Welt voller Männer, die den Iran abgrundtief hassen und die die Weltsicht der saudischen Herrscherfamilie größtenteils teilen. Diese Männer haben kein Problem mit Gewalt und sind bereit, alles Erforderliche zu tun, wenn es dazu dient, einen Krieg gegen den Iran vom Zaun zu brechen. Ihnen ist alles zuzutrauen.
D’Andrea und die Falken haben mehrere Iran-Experten aus dem Iran Mission Center verdrängt, Leute wie Margaret Stromecki, die die Analyse-Abteilung geleitet hatte. Auch andere Stimmen, die eine Alternative zur Anschauungsweise von Pompeo und Bolton anbieten wollten, wurden entweder versetzt oder üben sich mittlerweile in Zurückhaltung. Wie mir ein ehemaliger Staatsdiener erklärte, ist in der Trump-Regierung kein Platz für Abweichler, was die Iran-Politik anbelangt.
Saudi-Arabiens Krieg
D’Andreas geistiger Zwilling außerhalb des Weißen Hauses ist Thomas Kaplan. Der Milliardär hat zwei Gruppen ins Leben gerufen, die stumpf an einem einzigen Ziel arbeiten: Regierungswechsel im Iran. Die beiden Gruppen sind United Against Nuclear Iran (UANI) und das Counter Extremism Project. Subtilität hat hier nichts zu suchen. Diese Gruppen – und Kaplan selbst – treten für eine Verunglimpfung der Muslime im Allgemeinen und des Irans im Speziellen ein.
Kaplan gibt dem Iran die Schuld für die Entstehung des »Islamischen Staates«, denn laut Kaplan war es der Iran, der »eine furchtbare sunnitische Bewegung« dazu nutzte, seine Reichweite »von Persien bis zum Mittelmeer auszuweiten«. Eine derartige Absurdität ist das Resultat einer grundlegenden Fehlinterpretation schiitischer Konzepte wie taqiya, das für Umsicht steht und nicht, wie Kaplan und andere behaupten, für Betrug. Es ist schon bizarr, aber Kaplan hat mehr mit dem IS gemein als der Iran: Sowohl Kaplan als auch der IS werden vom Hass auf diejenigen Menschen umgetrieben, die den schiitischen Traditionen des Islams anhängen.
Kaplans antiiranische Gruppen bringen die CIA und Geld zusammen, das passt also schon mal. Leiter von UANI ist Mark Wallace, Chef von Kaplans Tigris Financial Group, einem Finanzunternehmen, dessen Investitionen nach eigenem Eingeständnis von Instabilität in Nahost profitieren würden. Norman Roule arbeitet mit UANI und dem Counter Extremism Project zusammen. Roule war früher im Büro des amerikanischen Geheimdienstchefs (Director of National Intelligence) für den Bereich Iran zuständig.
Roule hat seine Dienste der Arabia Foundation angeboten, die von Ali Shihabi geführt wird, der wiederum eng mit dem saudi-arabischen Herrscherhaus verbunden ist. Die Arabia Foundation wurde in der Absicht ins Leben gerufen, effektivere PR-Arbeit für das Königreich zu leisten, als es Saudi-Arabiens Diplomaten zu leisten imstande waren. Shihabi ist der Sohn von Samir al-Shihabi, einem der angesehensten Diplomaten Saudi-Arabiens. Er spielte während des Krieges, der zum Entstehen von al-Kaida führte, als Botschafter in Pakistan eine wichtige Rolle.
Kaplan, Bolton, D’Andrea, Shihabi … diese Männer arbeiten unermüdlich daran, die volle Macht des amerikanischen Militärs zum Tragen zu bringen und auf diese Weise die Ziele der Herrscherhäuser der Golf-Araber voranzutreiben (also sowohl Saudi-Arabiens wie auch der Vereinigten Arabischen Emirate). Als Pompeo vor die Kameras trat, fungierte er als ihr Wasserträger. Diese Männer sind in einer Mission unterwegs: Sie wollen einen Krieg gegen den Iran.
Dinge wie Beweise und Logik haben für sie keine Bedeutung. Sie werden erst aufhören, wenn die amerikanischen Bomber ihre tödliche Last über Teheran und Ghom abladen, über Isfahan und Schiras. Sie werden alles tun, um das zu unserer furchtbaren Realität zu machen.
Quelle: Ron Paul Institute